Wie nachhaltig sind Kreuzfahrten?

Einst wurden sie als Traumschiffe bewundert, heute werden oftmals nur die negativen Auswirkungen der Kreuzschifffahrt betrachtet. Dabei nimmt die Anzahl der Passagiere seit vielen Jahren zu und wird 2019 mit rund 30 Millionen Kreuzfahrern einen neuen Höhepunkt erreichen. Am stärksten werden die luxuriösen Schifffahrten in den Vereinigten Staaten, China und Deutschland nachgefragt. Neben dem Mittelmeer ist die Karibik dabei das beliebteste Reiseziel. Doch der Boom der Kreuzfahrtindustrie hat auch seine Schattenseiten. Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und die Konsequenzen für die Urlaubsregionen sind dabei die vorrangigen Themen. Erste Reedereien haben sich mit den Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit beschäftigt und versuchen mit geeigneten Maßnahmen einen fairen und nachhaltigen Kreuzfahrt-Tourismus zu verwirklichen und damit auf die Wünsche ihrer Kunden zu reagieren. Im aktuellen Bericht der Forschungsgemeinschaft Urlaub spielt für rund 57 Prozent der Touristen Nachhaltigkeit im Urlaub eine wichtige Rolle.

Zu den auffälligsten Auswirkungen der Schiffe gehört deren Umweltbelastung. Zwar nimmt die Kreuzschifffahrt nur einen geringen Teil in der internationalen Schifffahrt ein, weil sich die Schiffe aber oftmals in Regionen mit empfindlichen Ökosystemen bewegen, kommt diesem Aspekt eine wichtige Rolle zu. Noch immer fährt ein Großteil der Schiffe mit Schweröl, dessen Verbrennung Schwefel, Stickoxide und Schwefeldioxide in großer Menge freisetzt. Bei einer einwöchigen Kreuzfahrt werden pro Passagier rund 1500 Kilogramm CO2 emittiert, hat die Organisation Atmosfair errechnet. Im diesjährigen NABU Kreuzfahrtranking zeigte sich, dass erst ein kleiner Teil der Schiffe auf moderne Abgastechnik und alternative Treibstoffe setzt. Die deutsche Reederei AIDA und ihr Mutterkonzern Costa Crociere haben sich dabei deutlich von der Konkurrenz abgesetzt. Aber auch Anbieter wir TUI Cruises oder Hapag-Lloyd Cruises wollen zukünftig Schweröl als Treibstoff aus ihrer Flotte verbannen.
Umweltbelastungen verursachen die Schiffe allerdings nicht nur während der Fahrt, sondern ebenso an Land. Wird die notwendige Technik von den Häfen bereitgestellt, können die Schiffe dort mit umweltfreundlicherem Landstrom betrieben werden. Unterwegs auf den Weltmeeren tragen Geschwindigkeit und Route wesentlich zum Treibstoffverbrauch bei und bieten somit weiteres Potenzial für geringere Emissionen und Umweltbelastungen. Moderne Kreuzfahrtschiffe nutzen diese Potenziale und können auch durch moderne und effiziente Technik an Bord, beispielsweise Müllverbrennungen und Kläranlagen, die Auswirkungen des Fahrbetriebs deutlich mindern. Immerhin werden auf einem Kreuzfahrtschiff bis zu 2.000 Tonnen Wasser pro Tag benötigt.

Neben den ökologischen Auswirkungen geraten zunehmend auch ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte auf den Schiffen und in den Urlaubsregionen in die Kritik. Nicht selten fahren die Schiffe unter der Flagge eines Landes, mit entweder steuerlichen Vorteilen oder geringeren Anforderungen an die Arbeitsbedingungen. Niedriglöhne und ausufernde Arbeitszeiten sind deshalb auf Kreuzfahrtschiffen immer wieder anzutreffen. Auch in den Häfen sind die Schiffe nicht immer gerne gesehen. Durch die immer größer werdenden Schiffe müssen Hafenanlagen deutlich ausgebaut und modernisiert werden. Die Touristenströme stellen manche Regionen vor kaum lösbare Herausforderungen, zumal die Kreuzfahrer nur wenig Geld in die Städte und Dörfer bringen. So haben die Reedereien noch zahlreiche Aufgaben zu bewältigen. Unternehmen wie AIDA oder TUI veröffentlichen inzwischen Nachhaltigkeitsberichte, um über ihre Fortschritte in diesen Bereichen zu berichten.

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